Dinge, die wir von den Niederländern lernen können

Ich studiere nun seit einigen Wochen in den Niederlanden und auch, wenn ich noch immer in Deutschland wohne, merkt man doch schon deutliche Unterschiede zwischen Niederländern und Deutschen.
In den Niederlanden herrscht einfach eine ganz andere Mentalität als in Deutschland. Ob nun besser oder schlechter als in Deutschland will ich nicht sagen. Einfach anders.
Dennoch bin ich der Meinung, dass wir Deutsche uns das ein oder andere bei den Niederländern abschauen könnten.

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“Komt goed”
Das war so das erste, was ich in meiner bisherigen Zeit an der Uni gelernt habe. Auf mich macht es daher den Eindruck, dass die Niederländer um einiges gelassener und lockerer an die Dinge herangehen und vieles nicht so genau nehmen. Denn: Es wird schon gut! Und ist es nicht wirklich so? Irgendwie regelt sich doch immer alles zum Guten.

Gelassenheit
Ein wenig schließt dieser Punkt an den obrigen an. Die niederländische Gelassenheit finde ich sehr bewundernswert. Ich habe das Gefühl, Niederländer meckern nicht so viel. Wenn bei uns in Deutschland ewig lange Schlangen an der Kasse sind, so bekommen viele doch schon eine Krise, weil sie Zeit verschwenden. Niederländer hingegen, bringt dies nicht aus der Ruhe, sie nehmen es einfach so hin (und achten auch so nicht so sehr auf Pünktlichkeit). Denn ändern können sie es eh nicht.

Wenns praktisch und einfach ist, dann ist es gut 
Es fing schon im Sprachkurs an. Regeln gibt es nicht so viele. Wenn man sich fragte, warum hier zum Beispiel nun “jij” statt “je” verwendet wird, dann bekam man die Antwort: “Uitspraak!”, also wegen der Aussprache. Das ist einfach so, damit die Aussprache leichter fällt.
In den Einkaufsläden wird immer bis auf den nächsten Zehner aufgerundet. Und warum? Weil es praktischer ist, nicht so viele kleine 1, 2 und 5 Cent Stücke im Portemonnaie mit sich herum zu tragen.
Wenn man sich bei den Niederländern also nach dem Sinn fragt, so braucht man sich eigentlich nur fragen “Ist es praktisch? Ist es einfacher?” und schon hat man die Antwort. Denn die Niederländer sind ein sehr praktisch denkendes Völkchen. Find ich gut!

Quasi die halbe Nation fährt Fahrrad
Was einem unweigerlich als erstes auffallen muss, wenn man in die Niederlande fährt, sind die zahlreichen Fahrradfahrer. Daher ist es auch nicht so außergewöhnlich, wenn man an der Fahrradampel zwei Phasen warten muss, da nicht alle auf einmal rüberkommen :D. Aber ich finde das gut. Wir Deutsche könnten ruhig auch öfter mal aufs Rad steigen, statt mit dem Auto Kurzwege zu fahren. Fahrradparkplätze gibt es in den Niederlanden wie Sand am Meer, da könnte man hier bestimmt auch mehr anbieten.

Duzen und Siezen
Ich persönlich mag das ganze Hin und Her mit “Sie” und “Du” in Deutschland nicht. Man muss immer überlegen, wie man seinen Gegenüber nun ansprechen soll, ohne einen Fehler zu machen. An meiner Uni ist das alles total locker. Die Dozenten stellten sich direkt mit ihrem Vornamen vor, “beschwerten” sich sogar, wenn wir sie siezten und finden es daher ganz normal, mit “Du” angesprochen zu werden. Und es funktioniert. Warum also muss Deutschland das einzige Land sein, in dem es diesen Unterschied gibt? Es könnte so viel unkomplizierter sein, wo wir wieder bei dem pragmatischen Denken der Niederländer wären.

Ward ihr schon mal in den Niederlanden und könnt meine Punkte nachvollziehen? Wie findet ihr generell diese Unterschiede? Würdet ihr euch das für Deutschland auch wünschen?

12 Comments

  • Reply Tabea 11. November 2016 at 19:30

    Wie unterschiedlich teilweise die Mentalität in den einzelnen Nationen (oder manchmal sogar Teilen des Landkreises) ist, finde ich echt faszinierend.In meinem Landkreis, Waldeck-Frankenberg, kommt es mir nämlich beispielsweise so vor, als seien die Waldecker viel sturer und weniger offen als die Leute aus dem Altkreis Frankenberg. Und das, obwohl ich eher unter den Waldeckern aufgewachsen bin ;)Gelassenheit kann sicher sehr angenehm sein, aber ich muss ehrlich zugegeben, dass mich unnötiges Warten auch immer tierisch nervt – genau wie "Sonntagsfahrer", die ohne Grund außerorts nur höchstens 85km/h fahren. Meine arme, kostbare Zeit…Einfachheit zu schätzen, finde ich aber spitze! Nach diesem Prinzip richte ich gerade meine Wohnung ein – alles ist okay, solange es seinen Zweck erfüllt. Und auch bei Geschenken halte ich es gern einfach – oder bei meiner Kleidungswahl. Oder beim Kochen. Je weniger Geschirr dreckig wird, desto schneller geht das Spülen ;)Fahrrad fahre ich auch oft. Innerhalb der Stadt oder in die nahegelegen Ortsteile (bis 6 Kilometer pro Wegstrecke) nehme ich nur das Fahrrad oder gehe auch mal zu Fuß zum Einkaufen. Das Auto nutze ich nur, wenn ich 23km zur Arbeit oder 30 nach Hause fahre. Einfach der Umwelt und meinem Portemonnaie und meiner Gesundheit zu Liebe :)Du und Sie geht mich auch total auf die Nerven! Da weiß ich nie so recht, wie ich die Leute ansprechen soll, die sich mit Vor- und Nachnamen vorstellen… und durch de Routine fällt es mir auch schwer, ältere Personen zu duzen, selbst wenn sie es mir angeboten haben.Liebe Grüße

    • Reply Carotellstheworld 15. November 2016 at 21:40

      Wow, Tabea. Vielen lieben Dank schon mal im Voraus für deinen langen Kommentar! :)Du hast Recht, das ist echt total faszinierend. Naja, aber es ist ja meist so, dass man bei sich immer die "Fehler" sucht, oder? :)Das stimmt, unnötiges Warten nervt mich auch. Aber manchmal frage ich mich da, ob es nicht einiges einfacher wäre, wenn wir uns nicht so viel aufregen würden. :DEinfachheit in meinem WG-Zimmer sollte ich evtl auch mal anwenden, dann würde so manches seinen Platz verlieren. 😀 Mit dem Geschirr mache ich es aber genau wie du!Das finde ich gut! Ich habe hier sogar gar kein Auto zu Verfügung und muss das Einkaufen usw auch zu Fuß oder mit dem Rad erledigen. Den Weg zur Uni (ca 16km) lege ich dann aber doch mit meiner Mitfahrgelegenheit zurück! 🙂 Immerhin umweltschonender, als würden alle einzeln fahren :)Jaaa genau! 😀 Das Problem hab ich auch immer und bilde dann immer ganz komische Satzkonstruktionen um keine Anrede benutzen zu müssen.

  • Reply Yvonnes Lesewelt 13. November 2016 at 18:13

    Hey!Das Thema Gelassenheit, davon können wir uns wirklich eine Scheibe abschneiden. Hier ist es immer hektisch und mich nervt es ehrlich gesagt, wenn die Leute an der Kasse anfangen unruhig zu werden. Was haben die bloß immer alle so dringendes vor? ;-)WOmit ich persönlich nicht gut umgehen könnte wäre das generelle "du". Ich gehöre tatsächlich noch zu den Menschen, die sehr viel Wert auf das "Sie" legen und finde es auch überhaupt nicht schwierig anzuwenden. Im Internet ist es üblich zu duzen, das ist okay, aber live und in Farbe wird jeder erstmal gesiezt, bis man evtl. zum "du" übergeht. Ich hasse es, wenn Verkäuferinnen (meist in Klamottenläden) mich einfach duzen. Dann wird sehr betont zurückgesiezt. Ich mag da echt komisch sein, aber hier ist das "Sie" noch immer üblich und ich hoffe auch, dass es nicht abgeschafft wird. LGYvonne

    • Reply Carotellstheworld 15. November 2016 at 21:43

      Ohja, das kann man sich da echt fragen. Einfach sich mehr Zeit lassen würde bestimmt jedem gut tun. :)Echt? Respekt an dich! Ich weiß so oft nicht, wie ich Menschen anreden soll und verzichte dann auf eine Anrede. Ich denke aber, dass das so schnell nicht abgeschafft wird 🙂

  • Reply Neele 14. November 2016 at 20:45

    Ein wenig mehr Gelassenheit könnte den Deutschen tatsächlich nicht schaden ☺Alles Liebe, Neele ♥

    • Reply Carotellstheworld 15. November 2016 at 21:44

      Ich hab ja große Hoffnung, dass die Einsicht bei den Deutschen irgendwann noch kommt 🙂

  • Reply andysparkles 15. November 2016 at 12:57

    Find ich sehr spannend! Gerade das mit der Gelassenheit fehlt uns echt, und auch dieses ewige Du/Sie Dilemma nervt mich echt.

  • Reply Ulli 15. November 2016 at 14:12

    Das was du schreibst, kann ich nur bestätigen, das ist auch der Eindruck, den ich dort bekommen habe! Und gute Dinge kann und sollte man sich ja immer abgucken und aneignen :)Viele liebe Grüße,Ulli von http://turnschuhverliebt.de

    • Reply Carotellstheworld 15. November 2016 at 22:29

      Schön, dass deine Erfahrungen mit meinen übereinstimmen. Und ja, du hast absolut Recht, positives kann man nie zu viel haben 🙂

  • Reply Julia 15. November 2016 at 20:46

    Puuuh, also ich hab ja eher negative Vorurteile den Holländern gegenüber. Wobei ich gebürtig aus der Nähe zur holländischen Grenze stamme und deswegen vllt etwas "vorbelastet" bin. Ich habe auch etwas niederländisch gelernt und fand diese Sprache einfach nur nervig, weil es keine vernünftigen Regeln gab. Aber gut, dass wir alle unterschiedlich sind. Bei dem Punlt mit dem Fahrrad fahren muss ich dir allerdings recht geben! Und ich duze meine Dozenten übrigens auch, und ich studiere in Deutschland! 😉

    • Reply Carotellstheworld 15. November 2016 at 22:36

      Ja, das könnte natürlich sein, dass du deshalb "vorbelastet" bist. Ich muss für mein Studium auch niederländisch lernen und das mit den nicht vorhandenen Regeln ist schon manchmal etwas verwirrend. :DEcht? Find ich gut! Wo studierst du denn? 🙂

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